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Leben ohne Schilddrüse: Was ändert sich?

Die operative Entfernung ist der häufigste Grund für ein Leben ohne Schilddrüse. Jährlich unterziehen sich über 56.000 Menschen einer solchen Operation.1 Gründe hierfür können zum Beispiel Schilddrüsenkrebs, Knoten der Schilddrüse oder eine Überfunktion der Schilddrüse sein. Nach der Entfernung gilt es, die fehlenden Funktionen der Schilddrüse auszugleichen. Von nun an müssen regelmäßig Schilddrüsenmedikamente mit L-Thyroxin eingenommen werden. Richtig eingestellt ist ein Leben ohne Einschränkungen möglich.

Die Schilddrüse nimmt im Körper zentrale Aufgaben wahr. Über die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4, Thyroxin) wird der Stoffwechsel fast aller Organe beeinflusst: Das Mini-Organ steuert unter anderem die Körpertemperatur, den Energieverbrauch sowie den Knochenstoffwechsel. Ohne die Schilddrüse fehlt dem Körper die „Produktionsstätte“ der lebenswichtigen Schilddrüsenhormone.

Lebenslange Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten erforderlich

Bei einem Leben ohne das schmetterlingsförmige Organ ändert sich in erster Linie, dass die fehlende Schilddrüsenfunktion durch die tägliche Einnahme von Schilddrüsenhormonen ersetzt werden muss. In der Regel wird hierzu L-Thyroxin verordnet. Die Einstellung auf die entsprechenden Präparate, egal ob in Darreichungsformen wie Tabletten oder Tropfen, kann mitunter ein paar Monate dauern. In einzelnen Fällen muss die Dosierung langsam und in kleinen Schritten bis zur individuellen Beschwerdefreiheit angepasst werden.

Ist die Patientin oder der Patient gut eingestellt, ergeben sich üblicherweise keine Nachteile, da die Funktion der fehlenden Schilddrüse nun komplett durch die Hormongabe übernommen wird. Jedoch müssen die Medikamente ein Leben lang eingenommen werden. Ansonsten führt die Nichteinnahme nach einer gewissen Zeit zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion.

Besonderheiten unmittelbar nach der Schilddrüsen-Operation

Der Krankenhausaufenthalt nach einer Operation zur vollständigen Entfernung der Schilddrüse dauert üblicherweise weniger als eine Woche. Bereits im Krankenbett wird mit der Einnahme der entsprechenden Schilddrüsenmedikamente begonnen, um die Betroffenen Schritt für Schritt richtig einzustellen. Dementsprechend empfiehlt die behandelnde Ärztin beziehungsweise der behandelnde Arzt spätestens am Entlassungstag die weitere, auf die individuellen Umstände zugeschnittene Medikation. Nach etwa sechs Wochen sollte eine erste Kontrolle erfolgen.2

Unabhängig von der medikamentösen Einstellung können nach der Operation Beschwerden an der operierten Stelle auftreten, wobei diese in der Regel nach einigen Wochen oder Monaten rückläufig sind. Dazu zählen insbesondere Heiserkeit und Schluckbeschwerden – sowie vereinzelt auch Probleme mit der Nebenschilddrüse. Kurz nach der Operation ergeben sich im Alltag und bei der Körperpflege noch gewisse Einschränkungen, um die Wundheilung nicht zu stören: Auf das Baden, Saunieren oder Tragen von schweren Gegenständen sollte zwei Wochen lang verzichtet werden. Eine Rötung oder Schwellung im Halsbereich kann noch etwa sechs Wochen nach der Operation sichtbar sein.2

Regelmäßige Nachsorge geboten

Sind die Medikamente richtig eingestellt und werden diese konsequent eingenommen, ist ein Leben ohne Einschränkungen sehr gut möglich. Zur Sicherheit gilt es, die Hormonwerte im Blut in regelmäßigen Abständen von sechs bis zwölf Monaten ärztlich zu überprüfen.3 Kommt es nach der Entfernung zu einer kompletten Umstellung des Lebensstils, beispielsweise zu einer radikal geänderten – z. B. sehr sojareichen – Ernährung, oder einer Schwangerschaft, sollte dies ärztlich abgeklärt und die Hormonwerte gegebenenfalls in der Anfangsphase häufiger kontrolliert werden.

Autoren:

Dr. med. Friederike Eilsberger
Ärztin der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Marburg

Dr. med. Friederike Eilsberger

Prof. Dr. med. Markus Luster
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Marburg

Prof. Dr. med. Markus Luster

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Quellen:

  1. Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (2022) Schilddrüsenknoten: Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs ist überbewertet – wird zu viel operiert? Verfügbar unter: https://www.endokrinologie.net/pressemitteilung/schilddruesenknoten-wird-zu-viel-operiert.php
  2. Forum Schilddrüse (2022) Operation der Schilddrüse – Informationen für Patient*innen. Berlin: Sanofi-Aventis Deutschland
  3. Janßen O. (2021) Fakten kompakt Schilddrüse Henning. Stuttgart: Thieme Verlag

Letzte Aktualisierung: 04.03.2024